Auferstehung der Toten

Dr Dietrich Knapp
von Dr. Dietrich Knapp

Am kommenden Sonntag ist Totensonntag. An diesem Tag gehen viele Menschen auf die Friedhöfe, um an die Verwandten oder Freund:innen zu denken, die sie durch den Tod verloren haben. Wenn man vor dem Grab eines geliebten Menschen steht, gehen die Gedanken zurück. Man erinnert sich an vieles, was man gemeinsam mit ihr oder ihm erlebt hat, an Zeiten des Glücks und an Zeiten des Schmerzes, an wunderbare Höhen und erlittene Tiefen. Vor dem Grab kommt eine große und tiefe Traurigkeit auf.  Der Verlust ist wieder präsent. Es ist, als wäre der geliebte Mensch erst gerade gestorben.

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Dieser Sonntag hat im Kirchenjahr aber auch noch einen anderen Namen: Ewigkeitssonntag. Für Christ:innen geht der Blick natürlich ebenfalls zurück, er geht aber auch nach vorn. An diesem Sonntag wird in den Kirchen daran erinnert, dass es zum Zentrum des christlichen Glaubens gehört, darauf zu vertrauen, dass die Verstorbenen bei Gott geborgen sind und er ihnen jenseits der Todesgrenze neues Leben schenkt.

Es ist im frühen Christentum besonders der Apostel Paulus gewesen, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat. So ist in seinem ersten Brief an die Gemeinde von Korinth ein ganzes Kapitel dem Thema Auferstehung gewidmet. Dabei geht es auch um die Frage, wie man sich dieses neue Leben denn vorstellen kann. Paulus hat hier manches geschrieben, was zum Nach- und Weiterdenken anregen kann (1. Kor. 15, 35-38. 42-44): „Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib. … So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.“

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Wenn ich Paulus richtig verstehe, sagt er, dass es derselbe Mensch ist, der aufersteht. Die Identität des Menschen bleibt erhalten. In dieser Hinsicht gibt es eine Kontinuität zwischen dem Menschen in dieser und in der kommenden Welt. Aber der „Leib“ wird ein anderer sein. Der Mensch wird verwandelt werden. Paulus geht in seinen Überlegungen also von einer neuen Verfasstheit des Menschen aus, einem neuen Sein, ohne Verfall und Vergänglichkeit, ohne Schmerz und Tod, einem Sein, das ganz von Gott bestimmt ist.

Die amerikanische Theologin Paula Fredriksen schreibt dazu in ihrem neuen Buch (Als Christen Juden waren, Stuttgart 2021, S. 82): „Wie ein Korn, das, einmal gepflanzt, sich in ein Getreide verwandelt, so ist es auch mit dem menschlichen Körper aus Fleisch und Blut in diesem Leben. Auferwecktes Fleisch ist aus Geist gemacht und hat eine völlig andere, unverwesliche Herrlichkeit. Das ist die Art Leib, den Paulus meinte gesehen zu haben, als er den auferweckten Jesus sah. Und es ist auch die Art Leib, sagt er, die Menschen, lebendig oder tot, erhalten …Paulus erwartet, selbst eine solche Verwandlung durchzumachen … “. Wenn wir ehrlich sind, hätten wir gern von Paulus noch mehr erfahren, etwa wie das Leben nach dem Tod denn genau aussehen wird. Aber das ist und bleibt ein Geheimnis, für Paulus genauso wie für uns Heutige. Würden wir uns hier genauer äußern, wäre das reine Spekulation. Wir können aber Gott vertrauen, dass er Leben nach dem Tod schaffen kann und schaffen wird. Daran soll der Ewigkeitssonntag erinnern.

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