Irgendwie ist mir dieses Jahr nicht richtig nach Weihnachten zumute. Das Jahr, das jetzt zu Ende geht, steckt einem in den Knochen. Die Gefahr, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren und schwer zu erkranken, war allgegenwärtig. Das normale Leben, wie wir es sonst führen, war nicht möglich. Die einfachsten und selbstverständlichsten Dinge wurden kompliziert. Mussten genau überlegt werden. Oder ganz ausfallen. Über dem Leben lag eine dunkle, bedrückende Wolke, Tag für Tag. An Weihnachten wird das in diesem Jahr auch nicht anders sein. Wie also Weihnachten feiern?
Kürzlich stieß ich auf ein Krippenfoto, das mich in seiner Einfachheit fasziniert hat. Vor schwarzem Hintergrund ist das Kopfende einer einfachen Holzkrippe zu sehen. In der Krippe ausgefranster Leinenstoff. Vielleicht von einem alten Sack, für den es keine Verwendung mehr gegeben hat. Auf den Stoffrest und das Kopfende der Krippe fällt geheimnisvolles Licht. Die Krippe setzt sich dadurch von dem dunklen Hintergrund ab.
Wahrscheinlich sahen Futterkrippen um die Zeitenwende anders aus. Sie waren eher aus Stein oder auch aus Lehm. So wie in den Zeiten des alten Israel. Aus Ausgrabungen in Megiddo, das im Norden von Israel liegt, kennt man solche steinernen Futtertröge. Aus Holz, wie es heute meist dargestellt wird, sind die Futterkrippen zur Zeit Jesu wohl nicht gewesen.
So hat der Evangelist Lukas in der Weihnachtsgeschichte eher eine solche steinerne Krippe vor Augen gehabt. Dort hinein ist das Neugeborene gelegt worden. Ziemlich einfach, ziemlich unbequem, ziemlich hart. Kein weiches kleines Bett, wie es heute junge Eltern für ihre Säuglinge besorgen und liebevoll ausstaffieren. Der neugeborene Jesus spürt gleich von Anfang an die harten Realitäten des Lebens.
Das Krippenfoto, das mich so fasziniert hat, ist eine moderne Darstellung. Aber die Aussage bleibt doch dieselbe wie in der Weihnachtsgeschichte des Lukas: In einer solchen Krippe auf Sackleinen als Baby zu liegen, ist alles andere als komfortabel. Die Unterlage ist rau und kratzig. Darunter hartes Holz. So kommt Jesus in die Welt. In ihm lässt sich Gott auf die Härten des Lebens ein. Und auf die Dunkelheiten, wie es das Foto deutlich werden lässt. Das Bild beschönigt nichts. Aber da ist eben auch das helle Licht, das auf die Krippe fällt. Dort liegt jemand, der alle Dunkelheiten dieser Welt vertreibt. Von der Krippe geht Helligkeit aus, die die Düsternis erhellt. Die Hoffnung macht. Die Zukunft verspricht.
Ich wünsche Ihnen, dass – gerade in der düsteren Zeit der Pandemie – von der Krippe aus Licht in Ihr Leben fällt, dass die Hoffnung die Oberhand bekommt und dass es doch noch Weihnachten wird. Die Weihnachtsgeschichte erinnert uns daran: Wir haben einen Grund, hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Weil der ewige Gott in der unbequemen Futterkrippe selbst im Spiel ist. Der Gott, der zugesagt hat, an unserer Seite zu sein, heute, morgen und alle Tage.