Dies ist nicht nur eine Zeit der Krise.

Es ist auch eine Hoch-Zeit kreativen, phantasievollen Humors. Die sozialen Medien, in denen man sich momentan gezwungenermaßen tummelt, schwappen über vor Witz und Ironie. Beispiele gefällig? Eltern beginnen zu begreifen, dass das Problem nicht die Lehrer sind, und wenn die Schulen länger geschlossen bleiben, werden sie aus purer Verzweiflung noch vor den Wissenschaftlern einen Impfstoff erfunden haben… Was den Franzosen ihr Rotwein, ist dem Deutschen sein Klopapier… Und Reisen führen einstweilen nur nach Senregal, Haustralien oder in den Balkongo… Man muss die Beklemmung weg- und gegen Sorge und Überforderung anlachen, sonst geht man kaputt.

Aber manchmal ist unter all´ den Bildern und Filmchen, mit denen sich Menschen in der Enge unseres gegenwärtigen Daseins Luft machen, auch etwas Ernstes. Vor einigen Tagen erreichte mich ein YouTube-Video des Zukunft-Instituts. Die Forscher fragen, wie wir wohl aus der Corona-Krise herauskommen werden. Zur Beantwortung dieser Frage wählen sie eine interessante Methode: An die Stelle einer Prognose setzen sie die Regnose. Sie leiten also nicht aus der Gegenwart Aussagen über die Zukunft ab – eine solche Sicht ist, gerade jetzt, allzu sehr von Gefahren und Problemen bestimmt. Sie schauen vielmehr aus der Zukunft zurück. Was sehen sie?

Sie sehen, wie digitale Techniken unsere Welt zum Positiven verändert haben werden; im Großen wie im Kleinen. Durch Video-Konferenzen zum Beispiel hat sich unsere Art, miteinander zu sprechen, verändert: Wir lassen einander ausreden und nutzen Wortbeiträge mehr zu echter Verständigung als zu Statusbehauptung.

Die Forscher sehen, wie sich unsere ökonomischen Prozesse umgestaltet haben werden; hin zu glokaler, das heißt weltweit vernetzter, aber ortsnaher Produktion. Sie sehen, wie seriöse Politik wieder glaubwürdig geworden sein wird; weil Radikalismus sich als sprachlos gegen-über den existentiellen Zukunftsfragen erwiesen und die Krise uns gegen Hetzer und Spalter immunisiert hat. Sie sehen die Renaissance von Wissenschaft und Qualitätsjournalismus; Virologen und Epidemiologen sind die neuen Stars, fake news haben ihren Marktwert verloren. Sie sehen, wie Humor und Mitmenschlichkeit, Gemeinsinn und Verbundenheit trotz Isolation unsere Gesellschaft stärker und resilienter gemacht haben wird.

Ich gebe zu – mir hat diese Regnose der Zukunftsforscher gut getan. Besser noch als all´ die lustigen Bilder und Filmchen, die durch das Netz zwitschern und die mir zunehmend wie das Pfeifen im dunklen Wald vorkommen. Seien wir ehrlich: Aus der Zukunft in unsere Gegenwart zu schauen, ist uns Christenmenschen eigentlich in die Wiege gelegt. Das haben wir von unseren jüdischen Geschwistern gelernt. Wir leben aus der Zukunft; aus einer Zukunft sogar, die der Ewige selbst uns verheißen hat. Der Prophet Jesaja zum Beispiel hat vor 2500 Jahren diese Zukunft gesehen. Und die Exegeten sagen uns, dass mit ihr nicht etwas Fernes, Jenseitiges gemeint ist, das erst nach einer großen Apokalypse kommt.

Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude, und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. (Jesaja 65,17ff)

Darauf lassen Sie uns vertrauen, aus dieser Zukunft lassen Sie uns leben! Gerade jetzt!

Seien Sie behütet!

Pfarrer Dr. Martin Fricke

PS: Das YouTube-Video finden Sie unter:

https://zukunftsinstitut.us4.list-manage.com/track/click?u=afb08ca0b155aea5ba8008c7f&id=e04948f937&e=656191d17f.

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