Eine Himmelsleiter, eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Jenseitigem und Diesseitigem, zwischen Gottes Welt und unserer Welt – welch grandioses Bild. Gott ist in seiner Welt nicht für sich. Kapselt sich nicht ab. Vielmehr steht er in Beziehung zu unserer Welt. Dafür steht die Himmelsleiter.
Das Bild stammt aus einer Erzählung des Ersten Buches Mose (28, 10-22). Sie spielt zeitlich im Vorfeld der Geschichte des alten Israel.
Der Erzvater Jakob ist unterwegs. Von Beerscheba im Süden Israels nach Haran im nördlichen Mesopotamien. Da die Dunkelheit hereinbricht, ist er gezwungen, sich vor Ort ein Nachtlager einzurichten. Er nimmt einen größeren Stein und legt ihn an sein Kopfende, damit in der Dunkelheit nicht irgendwelche Tiere oder andere Menschen auf ihn treten. In dieser Nacht hat er einen Traum: „Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.“ Und Gott gibt ihm in diesem Traum ein Versprechen: „Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“ Gott will ihn auf seinen Wegen in die ungewisse Zukunft begleiten. Obwohl Jakob durchaus einiges auf dem Kerbholz hat. Obwohl er nun wahrlich kein Musterschüler ist. Das Versprechen Gottes gilt.
Als Jakob aufwacht, wird ihm bewusst, dass er an einem besonderen Ort übernachtet hat, an einem Ort, an dem Himmel und Erde, Jenseitiges und Diesseitiges, die Welt Gottes und die Welt der Menschen in Verbindung stehen. Später sollte hier das nach Jerusalem zweitwichtigste Heiligtum des alten Israel entstehen:
Bethel, was so viel heißt wie „Haus Gottes“ (16 km nördlich von Jerusalem gelegen). Und diese alte Geschichte von Jakob und seinem Traum hat man dort immer wieder erzählt. Es war die Gründungslegende des Tempels von Bethel. Sie sollte daran erinnern, dass es an diesem Ort eine vertikale Achse gab, eine besondere Verbindung zwischen Gott und den Menschen.
Gibt es heute eigentlich auch solche besonderen Orte? Orte, an denen eine Verbindung besteht zwischen Jenseitigem und Diesseitigem, zwischen der Welt Gottes und der Welt des Menschen? Orte mit einer vertikalen Achse? Sind es – um den alten Begriff aus der Erzählung aufzunehmen – die „Gotteshäuser“? Oder kann es an jedem beliebigen Ort, mitten im unspektakulären Alltag eine Himmelsleiter geben, um im Bild zu bleiben? Schließlich war der Ort, den Jakob sich als Nachtquartier ausgesucht hatte, alles andere als prominent. Und gibt es vielleicht auch in der digitalen Welt von heute derartige Verbindungen? Kann es nicht auch im Internet Wege geben, die zeigen, dass der Himmel offen ist, Beiträge, die auf Transzendentes hinweisen, ja zu ihm hinführen?
Solche Überlegungen haben uns geleitet, als wir diesen Blog „Himmelsleiter“ genannt haben.
Wir möchten deutlich machen: Auch in Zeiten der Krise ist diese Welt nicht von Gott verlassen. Seine Himmelsleiter steht – an verschiedensten Orten, analog und digital, heute, morgen und alle Tage.
Verlassen wir uns darauf.
Lieber Herr Dr. Knapp,
die Vorstellung, dass eine Himmelsleiter auch als digitales Medium brauchbar ist, eröffnet neue Denk-Möglichkeiten. Dank Ihres Rundschreiben vom 20. Mai bin ich in unserem Bamberger ‚Exil‘ auf die Düsseldorfer Himmelsleiter aufmerksam gemacht worden. So kann ich Sie und das Team der Stadtakademie herzlich grüßen. Die Homepage ist sehr anregend.
Lieber Herr Jenet,
für Ihren Kommentar zu unserem neuen Blog „Himmelsleiter“ danke ich Ihnen sehr. Wir freuen uns, dass er Ihnen gefällt und neue Denkmöglichkeiten eröffnet. Gern möchten wir in Zeiten der Corona-Pandemie auf diese Weise mit möglichst vielen Menschen, die der Stadtakademie nahe stehen, in Kontakt bleiben.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Mit herzlichen Grüßen aus Düsseldorf
Dietrich Knapp