Persönlicher Dank von Katja Kriener
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde und liebe Familie,
ich danke sehr für euer Kommen, für das eben Gehörte und Erlebte.
Dem Superintendenten, den ich nun doch auch schon sehr lange kenne! Und dann der geliebten Kollegin Doro Schaper aus den gemeinsamen Zeiten der Melanchthon Akademie. Es fehlt Martin Bock, der in letzter Minute verhindert ist.
Nun soll und will ich auch noch was sagen.
- Mit Düsseldorf verbindet mich viel. Ich bin in Düsseldorf geboren und in Gerresheim aufgewachsen und zur Schule gegangen, wo mein Vater viele Jahre Kantor an der Apostelkirche in Gerresheim war.
- Tatsächlich ist hier eine kleine Gruppe Freundinnen, die wir zusammen damals vor sage und schreibe 60 Jahren im Kinderchor gesungen haben und gemeinsam die Schulbank gedrückt haben. Wir sind bis heute eng verbunden. Ihr seid da! Danke!
Mein Dank gilt meinen Eltern, die mich im christlichen Glauben erzogen haben. Meine Mutter im Vorlesen der Kinderbibel und Erzählen biblischer Geschichten. Abends wurde gesungen und gebetet.
Mein Vater hat seine Tochter von klein auf in die Welt der Kirchenmusik hineingezogen. Bei seinen Orgelkonzerten habe ich auf der Orgelbank gesessen und ihm registriert. Die Liebe zur Musik hat mich zeitlebens begleitet.
Düsseldorf ist als Ort dann auch zum Zentrum meines beruflichen Lebens geworden.
15 Jahre habe ich die Studienstelle “Christen und Juden“ der Ev. Kirche im Rheinland geleitet und war dort als Landespfarrerin mit der Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden auf den unterschiedlichen Ebenen unserer Landeskirche betraut. Im Landeskirchenamt, im Haus Landeskirchlicher Dienste und wieder zurück – Oberkirchenrat i. R. Jürgen Regul läßt herzlich grüßen. Er ist verhindert, aber Prof. Schmidt ist hier, der Jahre lang den Ausschuss Christen und Juden gelenkt hat und mir in allen Belangen zur Seite stand.
Das Landeskirchenamt ist auch sonst stark vertreten: Marcus Wetter, Volker Haarmann und Oberkirchenrätin i.R. Barbara Rudolph. Irene Diller von der Genderstelle wollte hier sein und lässt grüßen.
Ich nehme Abschied von einem erfüllten Berufsleben.
Außer der Leitung der Studienstelle Christen und Juden der EKiR hat mich der Vorsitz des Studienprogramms “Studium in Israel“ über viele Jahre ausgefüllt und sehr beansprucht.
Wegbegleiter aus dieser Zeit sind angereist. Thomas und Petra, mit denen wir schon 1980 / 81 in Jerusalem an der Hebräischen Universität studiert haben. Johanna Rau.
Zu danken habe ich meinen Lehrern Prof Schrage, aus der neutestamentlichen Sozietät von damals ist Reinhard Gorski angereist. Uwe Vetter gehört auch in diesen Kreis.
Meinem Lehrer Bertold Klappert ist zu danken, Jürgen Seim und Martin Stöhr aber ganz besonders einem, der jetzt hier ist:
Rainer Stuhlmann! Der Freund, Lehrer, Wegbegleiter durch all die Höhen und Tiefen meines Lebens!
Rainer, ohne dich würde ich hier heute nicht so stehen! Vom Gemeindepraktikum an in St. Augustin mit Vikariat bei dir dem anschließenden Hilfsdienst: alles hat ( mit Unterbrechung) in St. Augustin stattgefunden. In allem warst du der Mentor! Wir haben viel gelacht und gestritten, gemeinsam gekämpft im kirchenpolitischen Fragen, ohne dein hartnäckiges Zureden wären Tobias und ich nicht nach Nes Ammim gegangen!
Ja, zu meinem beruflichen Werdegang gehören dann prägend die sechs Jahre, die ich zuletzt zusammen mit meinem Mann, Tobias Kriener im Norden Israels im Dialogzentrum von Nes Ammim, gelebt habe. Dort haben wir versucht mit Jugendlichen, Dialoggruppen, Frauen, palästinensischen Christinnen und Christen und israelischen Jüdinnen und Juden einen Beitrag zu leisten, zu einer gemeinsamen Perspektive der beiden Völker in dem Land.
Thomas Kremers, du bist hier und vertrittst Nes Ammim. Brigitte Jünger aus unserer Jerusalemer Zeit der letzten sechs Jahre. Wir haben viel Schönes und Herausforderndes gemeinsam erlebt!
Der 7. Oktober 2023 hat in meinem Leben eine Zäsur gesetzt. Nichts ist mehr, wie es einmal war und das Entsetzen, die Trauer und das Leid, das beide Seiten, Israeli und Palästinenser einander zufügen geht ins Unermessliche. Das geht an mir, – die ich 10 Jahre in Israel gelebt habe – nicht spurlos vorüber. Die getöteten Menschen in Israel, die schweren Menschenrechtsverletzungen der israelischen Seite in Gaza, die Verstöße gegen das Völkerrecht, die Zerstörung palästinensischer Dörfer in der Westbank einhergehend mit Pogromen jüdischer Siedler an palästinensischen Zivilisten, – nicht nur in Hawara im Frühjahr 23 mit Brandschatzung und Toten im Angesicht des israelischen Militärs, das nicht eingeschritten ist, im Gegenteil noch unterstützt. Und jetzt ist alles noch viel schlimmer geworden.
Seit dem 7. Oktober sind im Schatten des Kriegers zahlreiche arabische Dörfer entvölkert worden, eine zweite Vertreibung findet statt, nicht nur im Norden Gazas – all das lässt mich mit Trauer und Schmerz zurück. Ein Versagen meiner beruflichen Laufbahn soll am Ende nicht verschwiegen werden, es lastet auf mir.
Ein Versagen ist das Geschehen hier in Düsseldorf im Zusammenhang des Weltgebetstags der Frauen in diesem Jahr, der von palästinensischen Frauen erarbeitet wurde. Wir haben die Liturgie der Palästinenserinnen nicht gebetet. Warum? Was wäre denn passiert? Wir haben die Sache des Weltgebetstages der Frauen verraten, die seit 80 Jahren in der ganzen Welt am 1. März dieselbe Liturgie gestalten.
Wir haben die Sache palästinensischer Menschen verraten, die seit fast 60 Jahren unter einer zunehmend brutalen israelischen Besatzung leben und wir haben vor alle, unsere Stimmen der Minderheit in der Minderheit: den christlichen palästinensischen Frauen verweigert, wahrhaft keine Hamaskämpferinnen, Sally Azar, die christliche Pfarrerin aus Jerusalem, die die Liturgie entscheidend mitgestaltet hat. Etliche von uns hier kennen sie gut. Sie ist maßlos enttäuscht. Der Schaden in der Ökumene ist immens! Mit unserem Schweigen sind wir meiner Ansicht nach, schuldig geworden, indem die Liturgie an dieser Stelle nicht gebetet werden durfte. Wir haben die Chance verpasst, christlichen Palästinensern zur Seite zu stehen und uns nicht ein tödliches Schwarz Weis Denken des Entweder Oder hineinziehen zu lassen.
Dies alles soll nicht bestimmend bleiben. Ich versuche, wie wir alle, uns durch die Wirren dieser Zeit in dieser Welt hindurch zu struggeln!
Für die Zukunft im neuen Lebensabschnitt, freue mich darauf, erst einmal viel zu schlafen und dann ganz neu in die Welt zu schauen und all die Pläne und Vorhaben zu verwirklichen, die man immer auf den Ruhestand verschoben hat (mal abgesehen von Büchern, die man dann endlich lesen wird, Freund:innen, die endlich besucht werden etc…) Wir werden sehen.
Beim Team der Johanneskirche möchte ich mich bedanken, den Leuten vor Ort heute: Uschi Ortmanns und Akbar Farabi, Barbara Wengler, Gert Ulrich Brinkmann und Yee Wan So für alle Unterstützung. Besonders gefreut hat mich die Musik von Wolfgang Abendroth mit dem Mendelssohn zum Ausgang des Gottesdienstes.
Beim Team der Stadtakademie möchte ich mich von Herzen bedanken für die Weggemeinschaft, die mir in den beiden letzten Jahren meiner Berufstätigkeit geschenkt wurde. Es war eine schöne Zusammenarbeit in einer wertschätzenden Atmosphäre.
Frauke Müller hat mir hier in Düsseldorf Asyl gewährt hat und durch ihre zugewandte, stärkende Art viel Freude in die kleine Hausgemeinschaft gebracht hat. Dir sei Dank dafür!
Und zuletzt meinem Mann Tobias Kriener, dem Weggefährten durch alle Höhen und Tiefen unseres gemeinsamen Lebens.
Ihnen / euch allen danke ich für Euer Kommen!
Bleibt behütet!