Wie Sie vielleicht wissen, kann man in der Stadtakademie regelmäßig Vorträge zum christlich-jüdischen Dialog hören bzw. erleben und sich daran beteiligen. Diese Veranstaltungen finden immer in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit statt, teils auch mit weiteren Kooperationspartnern, z.B. den Katholiken (ASG Bildungsforum), dem Haus der Universität (z.B. wieder am 25.10.21 unter dem Titel „Die Sprache, der Mensch, das Gesetz. Martin Bubers Anthropologie aus dem Geiste des Judentums mit Prof. Dr. Bernd Witte, dem Hauptherausgeber der Martin Buber Werkausgabe; siehe www.hdu.hhu.de) oder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.
Seit mehreren Jahren referiert Natalie Wilcke, Pfarrerin in der Emmauskirchengemeinde, bei uns in der Stadtakademie. So etwa gab sie Einführungen in Talmud und Michna, in jüdische Feste von Rosch ha Schana, über Pessach bis Chanukka – und im nächsten Frühjahr wird sie über jüdische Hochzeitsbräuche berichten und die entsprechenden Texte mit uns besprechen.
Am 23.9. gab sie eine Einführung in die Haggadot, also die Rabbinischen Erzählungen. In diesen Blog stellen wir den Text des Anfangs ihrer Powerpointpräsentation, die Sie auf der Homepage der Stadtakademie dauerhaft finden können unter dem Link https://estadus.info/static/pdf/Natalie-Wilcke_Rabbinische-Literatur.pdf
Haggada – Einführung und Lektüre rabbinischer Erzählungen
1. Was ist Haggada?
Das Wort Haggada kommt vom Verb „לְהַגִּיד “ – „lehaggid“.
Es bedeutet: erzählen, sagen, vortragen.
Es geht also um die Weitergabe, die Erzählung oder mündliche Überlieferung.
Samuel ha Nagid schreibt: „Haggada ist jedwede Auslegung im Talmud zu jedwedem Thema, das nicht Gebot ist.“
Haggada ist also in der rabbinischen Tradition alles, was nicht Halakha ist.
2. Haggadische Texte
Günther Stemberger unterscheidet 13 verschiedene Textsorten in der Haggadischen Literatur:
- Historische Erzählungen
- Biographische Erzählungen
- Heiligenlegenden und Wundererzählungen
- Fabelgeschichten
- Dialog und Polemik mit Nichtjuden
- Gleichnisse
- Weisheitstexte
- Eine Apokalypse
- Ein Traktat
- Totenklagen
- Gebete
- Predigt
- Haggadische Bibelauslegung
Eine umfangreiche Sammlung mit Beispieltexten aus jeder der 13 Textgattungen hat Natalie Wilcke in der Veranstaltung vorgelegt; diese kann hier aber nicht zur Verfügung gestellt werden. Gemäß des allgemein bekannten Sprichwortes zur Erläuterung des Plusquamperfekts: „Da muss man dabei gewesen waren!“