Als ich Kind und Jugendlicher war, ging man davon aus, dass das Klima schon immer natürlichen Schwankungen unterworfen gewesen. Die Steinzeitjäger, von denen meine Freunde im Ahrensburger Tunneltal Speerspitzen aus Feuerstein fanden (immer nur meine Freunde fand die, ich fand nie etwas), hatten in der Eiszeit gelebt und Mammuts gejagt. Die Muscheln an den Felsen des Hohensteins im südlichen Niedersachsen wiesen darauf hin, dass da einmal Meer war, tropisches Meer, wie einige Erwachsene erklärten.
Im Urlaub in der Schweiz machte mich mein Vater am Furkapass darauf aufmerksam, wie sehr sich die Zunge des Rhonegletschers in den letzten Jahrzehnten verkürzt hatte. Auf einer Tafel waren Vergleichsfotos seit 1870 zu sehen. Dunkel erinnere ich mich an ein Was-ist-Was-Buch zum Thema, indem zu lesen war, zu Zeit würde die Durchschnittstemperatur steigen, aber was die Langzeitperspektive sei, ob wir auf ein Wüstenklima oder eine Eiszeit zusteuerten sei ungewiss.
Auf Youtube kann man eine Sendung zum Klimawandel sehen, die Hoimar v. Ditfurth 1978 für das ZDF-Wissenschaftsmagazin „Querschnitt“ produziert hat. Ich erinnere mich, diese Sendung manchmal gesehen zu haben. Meine Eltern hatten sich gerade ihren ersten Fernseher gekauft, natürlich schwarz-weiss. Ich war 16 Jahre alt, musste aber fragen, ob ich sehen durfte. Jetzt sehe ich, dass das Magazin bereits in Farbe gedreht war. An diese Sendung kann ich mich allerdings nicht erinnern.
Heute geschaut wirkt das alles unglaublich altmodisch: langsam gedreht, keine Action, biedermeierlicher Stil, wenige Schnitte und viel ‚Vorlesung‘. Dennoch hat mich der Inhalt umgehauen Es ist unglaublich, was ein fitter Wissenschaftsjournalist schon damals zusammentragen konnte, von der Veränderung im Kohlendioxidhaushalt der Welt durch die Verbrennung, über die Kipppunkte beim Schmelzen der Polkappen bis zur wichtigen Rolle des Flugverkehrs dabei, demonstriert ausgerechnet an der allerneuesten Technik, dem Überschallflugzeug Concorde. Wir erfahren viel über die Abholzung des Amazonasgebietes und die Rolle des Planktons bei der Photosynthese, auch der Treibhauseffekt wird in einem schweißtreibenden Experiment vorgeführt. Wer Spaß daran hat, dem sei der Film ans Herz gelegt. Zwei Teile, zusammen 1 Stunde 25 Minuten.
https://d8.tibs.at/index.php/content/hoimar-von-ditfurth-der-ast-auf-dem-wir-sitzen
Fotos: wikiemedia_commons.jpg (Rhonegletscher ca. 1870 und 2005)