Leben auf dünnem Eis

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Die Corona-Pandemie macht uns allen schwer zu schaffen. Unser normales Leben ist ausgebremst. Der Alltag ist ein anderer geworden. Was selbstverständlich war, ist nicht mehr selbstverständlich. Sich nicht anzustecken, das ist im Moment das Allerwichtigste. Deswegen lassen wir große Vorsicht walten in allem, was wir tun. Selbst das Einkaufen im Supermarkt löst bei uns gemischte Gefühle aus.

Absolute Ausnahmezeiten. So etwas haben wir noch nicht erlebt.

Oder doch? Eine derartige Pandemie ist wirklich etwas Neues. Aber große einschneidende Krisen und Epidemien hat es auch in der Vergangenheit gegeben. Allein in den zwanzig Jahren dieses Jahrhunderts hat eigentlich eine Krise die nächste abgelöst. Erschüttert hat die Welt der 11. September 2001. Die Bilder von den Flugzeugen, die in das World Trade Center fliegen, werden wir wohl nicht mehr vergessen. Kaum einer hat das damals nicht vor dem Fernseher oder im Internet verfolgt. Die Folgen dieses Terroranschlags waren nicht abzusehen.

Im Jahr 2008 war es die Finanzkrise, die die Welt komplett in Atem hielt. Der Kollaps des Finanzsystems war nahe. Niemand wusste, wie die Welt danach aussehen würde. Es war nicht abzusehen, ob die Welt, ob Europa, ob Deutschland das überstehen würde. Auch hier bleiben Bilder im Gedächtnis: von Kanzlerin Angela Merkel zusammen mit Finanzminister Peer Steinbrück.

In den nächsten beiden Jahren war es die sogenannte Schweinegrippe, also das Virus H1N1, das unser Leben gefährdete. Auch damals kam es zu einer Pandemie. Viele Menschen waren akut gefährdet, mehr als 200.000 erkrankten. Nur ein Jahr später, im Jahr 2011, sollte uns die EHEC-Epidemie in Schach halten. Man hatte große Sorge, dass der Verzehr von Gemüse gefährlich sei. Schließlich wurde herausgefunden, dass die Übertragung des Bakteriums durch Sprossengemüse erfolgt war. Virologen, die im Moment ganz im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen, haben in der Vergangenheit schon immer darauf hingewiesen, dass es auch in Zukunft zu Epidemien oder sogar Pandemien kommen werde. Aber auch Krisen anderer Art wird es geben. Vielleicht Krisen, die wir uns im Moment gar nicht vorstellen können.

In Krisen, wie wir sie jetzt durchleben, wird deutlich, dass das Leben sehr fragil, sehr zerbrechlich ist. Alles Leben ist Leben auf dünnem Eis. Und deshalb sollte man vorsichtig mit ihm umgehen, es nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen, es wertschätzen. Jeder Tag ist ein großes Geschenk, alles andere als selbstverständlich. Jetzt ist das jedem und jeder einsichtig. Aber in der Zeit zwischen den Krisen vergisst man das nur zu leicht. Also: Passen wir gut auf das Leben auf, auf das eigene und das der Mitmenschen, jetzt, aber auch, wenn diese Krise wieder vorbei ist.

Dr. Dietrich Knapp, Ev. Stadtakademie

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