„Im Namen (Gottes) des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – am Anfang des Gottesdienstes werden wir Evangelische daran erinnert, dass Gott dreieinig ist. Katholiken sagen lieber dreifaltig und werden öfter daran erinnert, nämlich jedes Mal, wenn sie sich bekreuzigen.
Gott ist dabei bewusst in Klammern gesetzt, denn je nachdem, ob man ausdrücklich Gott sagt oder nur die drei „Personen“ Vater, Sohn und Heiliger Geist benennt, betont man stärker die Dreieinigkeit und oder eben die drei Erscheinungsformen Gottes. Der Vater wird vor allem als der Schöpfer der Welt verstanden, der Sohn ist Gott, wie er in Jesus Christus als Mensch zur Welt gekommen ist, und der Heilige Geist ist der Geist Gottes, der bei der Schöpfungserzählung schon über den Wassern schwebte und den Jesus kurz vor seinem Tod in den Abschiedsreden an seine Jünger zu senden verspricht. Und der in der Apostelgeschichte auch eintrifft, um die Gläubigen am Geist Gottes teilhaben zu lassen.
Jetzt sind wir bei den Texten der Bibel. Sie kennt an einigen Stellen (Mt 28,19; 2. Korinther 13,13) zwar sogenannte triadische Formeln, in denen alle drei vorkommen, aber noch keine Spur von Streit darüber, dass diese drei nun ganz gleichwertig seien. Der Streit um die „Wesenseinheit“ des Sohnes mit dem Vater entbrennt erst später und findet auch 381 in Konstantinopel kein wirkliches Ende. Im 11. Jahrhundert kommt noch Streit um den Heiligen Geist hinzu und führt zur Kirchenspaltung in römisch-katholisch und orthodox.
Aber wozu soll es überhaupt gut sein, das Gottesbild zu einem dreieinigen zu entwickeln? Was hat man davon außer Verwirrung und Schwierigkeiten mit den beiden anderen monotheistischen Religionen Judentum und Islam? Das Christentum war ursprünglich eine jüdische Sekte, die sich erst im 4. Jahrhundert vom Judentum abgesetzt hat, das damals bereits seit 600 Jahren monotheistisch war: Es gibt nur einen einzigen Gott – den, der Himmel und Erde erschaffen und das Volk Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt hat. Es ist derselbe Gott, an den Jesus glaubt und den er mit „Abba“ (lieber Vater) anredet.
Was das Gottesbild und damit die Ablehnung der Trinität anbelangt, ist das Judentum dem Islam viel näher als dem Christentum. Und trotzdem ist aus christlicher Sicht die trinitarische Gottesvorstellung nicht nur schön, sondern unverzichtbar. Denn sie vereint die Erfahrungen, die Menschen mit Gott als dem Schöpfer und barmherzigen Vater gemacht haben, mit den Erfahrungen, die sie mit Jesus Christus machen, als dem, der bei uns ist. Dem Gott-bei-uns („Immanuel“) in unserer Angst und existentiellen Verlassenheit, der alle Nöte von innen kennt und uns den Ausweg zeigt.
Und die Trinität umfasst auch die Erfahrungen mit dem Geist Gottes, an dem wir für kurze Momente Anteil haben, wenn es einmal vorkommt, dass unser Wille mit dem Willen Gottes auf gleicher Wellenlänge funkt. Wenn wir mal – leider immer nur so kurz – im Reinen sind mit dem, was gut ist für uns und auch für die anderen. Augustinus sagt: Gott ist der Liebende, der Sohn der Geliebte und der Heilige Geist die Liebe, die beide verbindet. Und eben momentweise auch uns mit Gott.
Auf dieser Darstellung (Rostock 1. Viertel 15. Jahrhundert) hat Jesu Vater sehr weibliche Züge. Auf anderen Darstellungen (siehe oben Peter Paul Rubens, 17. Jahrhundert) steht ihm der Schmerz deutlich im Gesicht. Wenn Vater und Sohn eins sind, ist es auch kein grausamer Gott, der für Jesus das Kreuz vorgesehen hat, sondern ein Liebender, der selbst am Kreuz leidet.
Beim Beten dürfen wir jeweils die Seite oder „Person“ Gottes ansprechen, die uns gerade am nächsten ist, und sprechen doch immer mit Gott. Auch haben wir uns nicht schon aus der Kirche hinauskatapultiert, nur weil wir an manchen Tagen nicht streng trinitarisch, sondern doch glauben, der Vater wäre höher als der Sohn. Denn mit Logik ist im Blick auf die Trinität nicht viel zu gewinnen. Wir können Gott ohnehin nicht definieren oder seiner habhaft werden. Wir können nur Bilder finden und unsere Erfahrungen eintragen. Manchmal brauchen wir am meisten einen Freund und Bruder auf Augenhöhe, manchmal einen Geist, der unser Herz erfüllt, damit wir nicht nur mit dem Kopf verstehen. Und für Frauen wie Männer ist wichtig: Gott „Vater“ ist nur eine Metapher, aber es wäre doch schön, wenn sie noch sehr viel weiblicher rüberkäme.
Herzlichen Dank für den interessanter Post! Prima Blog.
Gut gewählte und prägnante Worte des Augustinus!
Mich würde folgendes interessieren. Arius vertrat eine Anti-Position zur Trinität. Klar gibt es Unterschiede zwischen beiden. Was wäre aber die Auswirkung. Hat eine Unter- oder Übertreibung eine nachweislich negative und entscheidende Konsequenz, völlig unabhängig von den Unterschieden. Wird das Thema emotionaler als es sein sollte? Wird das Thema dogmatischer als es sein sollte?