Weder Roman noch Satire

Tageschausprecher wagt fiktiven Mordanschlag auf den interreligiösen Dialog

Dr. Uwe Gerrens
von Dr. Uwe Gerrens

(Buchbesprechung: Constantin Schreiber, Die Kandidatin. Roman, Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg, 6. Aufl. 2021)

Sie sieht gut aus, die vierundvierzigjährige Kanzerkandidatin, und sie zieht sich oft um. Stets sitzen ihre modischen Röcke und Kleider und machen sie noch auffälliger, als sie ohnehin schon ist. Mal trägt sie zu ihren dichten, offenen schwarzen Haaren einen eleganten Hosenanzug, mal ein rotes, schulterfreies Kleid mit schwarzem Gürtel, und mal einen dunkelblauen Jumpsuit mit den zwei in goldener arabischer Kalligraphie bedruckten Worten „Salam“ und „Adalah“. Sie gilt als „Kleopatra der deutschen Politik“. Ihre Armreifen aus hellglänzendem Gold und ihre Uhren von Cartier heben sich gut ab von ihrer dunklen Kleidung. „Ihre Nase“ (S.8) unterstützt ihre „orientalische Erscheinung“, finden die Journalisten.

Auf dem Buchcover ist ein Model abgebildet, das höchstens halb so alt ist . Die rechte Hälfte ist durch den Bildausschnitt abgeschnitten. Man sieht nur die linke Seite auf einem Ohrensessel thronend, fotografiert von links unten, offenbar in kniender Position, die Kamera in der Höhe ihres Gesäßes. Aus dieser Perspektive blickt man empor zu schwarzem Satin auf der linken Seite ihres Schenkels, die beiden Knie außerhalb des Bildausschnitts. Die nach hinten gekämmten dunklen Haare, der Strass im Ohrring und das geometrische Muster des Armreifs verleihen Sabah Hussein, der angehenden Bundeskanzlerin, ein strenges Aussehen: Sie wird keine „Mutti“ unseres Landes werden, eher eine Art Domina. An der halben Nase des Models auf dem Cover konnte ich nichts Auffälliges entdecken. Deshalb konnte ich auch nicht in Erfahrung bringen, woran man orientalisch anmutende Nasen erkennt. (Ich kenne nur jüdische Nasen, und auch die nur aus antisemitischen Karikaturen, nicht als empirisch überprüfbares Herkunftsmerkmal.) Die Hautfarbe wirkt etwas dunkler als der bundesdeutsche Durchschnitt. Stammt das Model aus Syrien, Ägypten, Tunesien, Somalia, dem Iran oder vielleicht doch nur aus Italien, Spanien oder Griechenland? „Orientalisch“?

Quelle: Kleopatra – nicht das Cover des Romans, für das ich keine Bildrechte habe, aber ein Gemälde von John William Waterhouse, ca. 1887, Wikimedia CC

Die Romanfigur Sabah Hussein ist während der Flüchtlingskrise im Alter von sechs Jahren nach Deutschland gekommen. Das war bekanntlich im Jahr 2015. Wenn Sie zu der Zeit, als der Roman spielt, 44 Jahre alt ist, müssten wir das Jahr 2059 schreiben. Dem Roman zufolge regiert immer noch der „uralte ägyptische Diktator Abdel Fatah al-Sisi“ (meinen Berechnungen nach müsste er 105 Jahre alt sein), der „hochbetagte türkische Diktator“ Recep Tayyip Erdoğan (ebenfalls 105) und der „hochbetagte Präsident Xi Jinping“ (er wäre 106). In Deutschland regiert eine namentlich nicht erwähnte Bundeskanzlerin, die der der „CPD“ (Christlichen Partei Deutschlands) angehört. Sabah Hussein von der „ÖP“ (Ökologischen Partei) möchte ihre Nachfolge antreten. Sie ist die aussichtsreichste Kandidatin, denn die „SP“ (Soziale Partei) ist in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, und die „ZfD“, die „Zukunft für Deutschland“ saugt Wähler:innen vom rechten Rand ab, die bei der „CPD“ fehlen werden. Die Linke agitiert lautstark, bleibt aber irrelevant. Diese politische Lagebeschreibung erinnert stark an die Konstellation des Jahres 2021.

In ihrer Jugend wurde Hussein stark geprägt durch den islamistischen Imam einer Moschee in Berlin-Neukölln. Der Imam bestand darauf, dass sie zum Schwimmen einen Burkini anlegte, woran sie sich auch hielt, obwohl es deswegen in der Schule einigen Ärger gab. Selbstverständlich trug sie Kopftuch. Erst im Studium begriff sie, dass man das in Deutschland besser ablegt, wenn man Karriere machen möchte. Sie tat es schweren Herzens, ohne innerlich mit der Vergangenheit zu brechen. Sie bleibt konservative Muslimin und geht auch als Politikerin, sofern sie sich unbeobachtet weiß, regelmäßig zum Freitagsgebet. Im Schrank ihres Büros verbirgt sie einen kleinen Gebetsteppich, den sie nach Möglichkeit mittags und abends zum Beten herausholt. Gleichzeitig ist sie als Spitzenpolitikerin der „ÖP“ dem links-alternativ-feministisch-ökologischen Milieu verpflichtet, joggt alle zwei Tage und macht regelmäßig Yoga.

Unwillkürlich fragt man sich als Leser:in, was ihr Imam, mit dem sie doch alles Wichtige bespricht, zum Yoga sagt. Leider wird die Frage nicht beantwortet. Deutlich wird nur, dass Constantin Schreiber als Autor weder den konservativen Islam noch den links-alternativen Feminismus besonders schätzt und in diesem Roman seine beiden Feindbilder in einer einzigen Kunstfigur zu vereinen sucht. Am besten gelingt ihm die Synthese, wenn er seine Kanzlerkandidatin essen lässt. Als konservativ-muslimische, progressiv-links-alternative Grüne speist sie halal-ökologisch-fettarm: Viel Gemüse, viele Nüsse. Das verleiht ihrer Haut ein geschmeidiges Aussehen und hält schlank. Schwieriger wird es mit den Geschlechterrollen. Als konservative Muslimin tritt sie für eine strikte Trennung der Geschlechter und für die Unterordnung der Frau unter den Mann ein. Als links-alternativ-feministische Grüne kämpft sie gegen binär codierte Geschlechterrollen. Wann welche Frauenrolle zum Vorschein kommt, erschließt sich der Leser:in nicht. Deshalb wirkt die Hauptfigur konstruiert; kein Mensch aus Fleisch und Blut.

Zu Beginn des Buches stellt die Regierung auf der Bundespressekonferenz das neue „Vielfaltsförderungsgesetz“ vor. Darin werden „Vielfaltsmerkmale“ von Angestellten und Manager:innen definiert und mit einer Art Punktekatalog versehen. Vielfältig wird der Mensch durch die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht oder durch transgender, durch nicht-weiße Hautpigmentierung, durch erkennbar gelebten muslimischen Glauben, durch das regelmäßige Tragen eines Hijab (eines Kopftuches), durch Behinderung, gleichgeschlechtliche Orientierung und dergleichen. Das neue Gesetz verpflichtet Unternehmen darauf, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insbesondere in den Führungspositionen nach diesen Vielfältigkeitsmerkmalen einzustellen und dafür ggf. auch andere zu entlassen. Das soll mit Quoten geregelt werden. Weisse, nicht-muslimische, nicht-behinderte, heterosexuelle Männer haben das Nachsehen. Vergeblich kämpfen sie um eine 25-Prozent-Quote für Ihresgleichen. „Vielfalt“ bedeutet aber (jedenfalls in diesem Roman), dass sie ausgeschlossen werden. Das alles, obwohl zur Zeit noch die „CPD“ die Kanzlerin stellt.

Beim ersten Lesen hatte ich ihn nicht erwartet, den Mordanschlag von Seite 152. Bei meinen eigenen interreligiösen Veranstaltungen wurde bisher nicht geschossen, und auch in Kriminalromanen treten Mordversuche außerordentlich selten während interreligiöser Feierstunden auf. Die Täterin arbeitet für die Polizei als Personenschützerin, stammt aus der DDR, hat sich in Netzwerken der Neo-Nazi-Szene selbst radikalisiert und richtet jetzt, kurz nach dem Singen einer „Diversity-Hymne“ ihre Waffe auf die Kanzlerkandidatin aus und drückt ab. Die Schützin wird sofort unschädlich gemacht und verhaftet. Sabah Hussein kommt schwerverletzt ins Krankenhaus und überlebt. Nach wenigen Wochen ist sie wieder auf den Beinen, reitet auf der Mitleidswelle und genießt die Sympathien einer breiten Öffentlichkeit. Im Grunde – das will Schreiber wohl suggerieren – geht das Erstarken der „ÖP“ auf die Gewaltanwendung der Neonazis zurück. Eine politische Mitte, die zwischen den gleichermaßen bedrohlich geschilderten Extremen („ÖP“ und Neonazis) vermitteln könnte, existiert nicht mehr oder bleibt blass. Der männliche Kanzlerkandidat der „CPD“ versucht, die „ÖP“ zu bekämpfen, indem er sein Wahlprogramm der Ideologie der Ökos angleicht, verstolpert sich aber zwischen den Fettnäpfchen politischer Inkorrektheiten.

Der Ort des Mordversuchs: Ein „interreligiöses Gotteshaus“: Moschee, Synagoge und Kirche „unter einem Dach“. Schreiber spielt damit auf das „House of One“ in Berlin an, ein Projekt, das auch im realen Leben gebaut wird und dessen Baupläne ich für die Stadtakademie gemeinsam mit dem ASG-Bildungsforum und der nordrhein-westfälischen Architektenkammer am 17.09.2019 habe vorstellen lassen. Der Bau soll einen Parkplatz ersetzen, unter dessen Asphalt denkmalsgeschützte archäologische Reste der Petrikirche ruhen, die Mitte der sechziger Jahre durch den Ostberliner Senat abgerissen wurde.

Während es sich im echten Leben um einen Neubau aus vier Räumen handelt, eine Synagoge, eine Kirche, eine Moschee und einen die drei Gottesdiensträume verbindender Begegnungsraum mit eigenen Sitzplätzen und Zugang zur Archäologie im Untergrund, handelt es sich in Schreibers Fiktion um eine umgebaute ehemalige Kirche in einem einzigen Raum, ein interreligiöses Kuddelmuddel. Bei Schreiber missfiel das Projekt der jüdischen Gemeinde: Sie zögert und schlägt das Angebot zum Mitmachen aus; die Muslime hingegen sagen begeistert zu und lassen sich durch die (Erdoğan-nahe) „deutsche DITIB-Behörde“ vertreten (S. 150). Im echten Leben wird das Projekt getragen von der jüdischen Gemeinde zu Berlin, vom Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam, der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien und dem Forum für interkulturellen Dialog (das dem türkischen Prediger Gülen nahesteht, also gerade nicht Erdoğans verlängerten Arm bildet). Im echten Leben wird das Bauprojekt von einem Kuratorium begleitet, dem der katholische Erzbischof von Berlin Heiner Koch angehört, der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster, der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, der ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins Michael Müller, der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein, Rabbiner Walter Homolka, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger, die Direktorin des Jüdischen Museums Berlin Hetty Berg, der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide und der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfragen Markus Grübel. Aus diesem seriösen Bauprojekt wird bei Schreiber eine Lachnummer.

In der Fiktion ist „Pastor Lemke“ der einzige Hausherr. Begeistert schildert Lemke, dass im selben Raum noch vor zwei Tagen tausend Menschen „Indie-Pop-Move“ gefeiert hätten. Ende des zwanzigsten Jahrhunderts habe man angefangen, die Kirchen gegen Bezahlung für weltliche Veranstaltungen zu nutzen, um die Gotteshäuser zu halten (lediglich bei Porno-Veranstaltungen seien Bedenken aufgetreten). Obwohl die evangelische Kirche sich immer für das Gute eingesetzt habe, Kirchenasylunterkünfte gebaut, sich aktiv an der Luftbrücke beteiligt, „Jesus und Heiligenstatuen“ (der evangelischen Kirche?) durch geschlechts- und herkunftslose Wesen ersetzt, die Gewaltdarstellungen am Kreuz als nicht mehr zeitgemäß verurteilt und die Dornenkrone durch Blumenkränze ersetzt, seien ihr die Leute weggelaufen.

Quelle: Mittelalterlich-katholisch: „Das ist die Legende der heiligen Jungfrawen und Mertyrerin St. Kummerius“. 1513, Egidienkirche Erlangen-Eltersdorf, Wikimedia CC

Einige Rezensent:innen betonen die offensichtlichen biographischen Parallelen zur Biographie der SPD-Politikerin Sawsan Chebli, die allerdings im kommenden Herbst ganz sicher nicht Bundeskanzlerin werden wird. Mir selbst fiel der Name des Hamburger Pastor Dr. Ingo Lembke ein, der sehr ähnlich klingt wie „Pastor Lemke“ im Roman. Handelt es sich um Zufall? Ja bestimmt, denn auf Seite 4 erklärt der Disclaimer: „Die Handlungen und alle handelnden Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.“ Hamburger kirchenpolitisches Umfeld entdecke ich dennoch: Am 16. Februar 1996 gab es in der Hamburger Katharinenkirche eine Techno-Party, wogegen sich allerdings heftiger Gegenwind regte, innerkirchlich ebenso wie von Seiten der Kirchenleitungen. Für den 4. Juli 2014 kündigte der Veranstalter „Erotik-Ball“ eine Veranstaltung in der angemieteten Altonaer Kulturkirche an (die Morgenpost berichtete unter der Überschrift „Nackt-Alarm in der Kirche“), doch wurde die Veranstaltung abgesagt. An diese beiden Ereignisse scheint Schreiber eine dunkle Erinnerung zu besitzen und daraus den protestantischen Normalfall gemacht zu haben. Das erinnert mich daran, dass alle Tageschausprecherinnen beim Lesen der Lottozahlen immer Lachkrämpfe bekommen. Wussten Sie das? Kann ich nachweisen, Dagmar Berghoff am 2. April 1988, hier zu genießen https://www.youtube.com/watch?v=labvithN_OA

Im 2015 erschienenen Roman „Unterwerfung“ des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq reißen Islamisten die politische Herrschaft über Frankreich bei legalen Wahlen an sich. Viele Intellektuelle erweisen sich als liberale Weicheier, die lieber ihr Fähnchen opportunistisch in den Wind hängen, als eine eigene Meinung zu vertreten, andere sorgen sich um rechtsradikale Identitäre, und sehen deshalb in den Islamisten das kleinere Übel. Ich habe das Buch „Unterwerfung“ am 14.12.2016 beim Theologischen Quartett vorgestellt; Sie finden den Text hier https://www.academia.edu/50121854/Uwe_Gerrens_Buchbesprechung_Michel_Houellebecq_Unterwerfung_DuMont_K%C3%B6ln_2015_Vorgetragen_im_Theologischen_Quartett_14_12_2016_Evangelische_Stadtakademie_D%C3%BCsseldorf

Schreiber hat die Grundidee von Houellebecq übernommen und in deutsche Verhältnisse übertragen. Die Imitation ist unübersehbar. Zwar hat es für eine eigene Idee nicht ganz gereicht, aber direkt plagiiert hat er auch nicht. Als Gattungsbezeichnung steht auf dem Cover: „Roman“. Wer bei Hoffmann & Campe einen „Roman“ verlegt, stellt sich in eine große belletristische Tradition: Siegfried Lenz, Heinrich Heine, Ludwig Börne. Doch handelt es sich wirklich um einen Roman? Sicher ist: Es handelt sich um Fiktion. Vor fünf Jahren hat Schreiber ein Sachbuch geschrieben „Inside Islam. Was in Deutschland gepredigt wird“. Dem Buch wurde von einigen Islamwissenschafler:innen vorgeworfen, es sei empirisch nicht abgesichert, die besuchten Moscheen seien keineswegs repräsentativ usw. Diesem Vorwurf kann man einem fiktiven Buch nicht machen. Doch dass ein Autor „Material“ in der Wirklichkeit vorfindet und es zu eigenen Zwecken „verarbeitet“ ist noch kein hinreichender Grund, das Ergebnis einen „Roman“ zu nennen. Ich hätte erwartet, dass irgendetwas passiert, vermisse aber (Ausnahme: der Mordversuch) eine Handlung oder Entwicklung. Wir begleiten eine Politikerin bei ihren Auftritten und Reisen. Es geschieht: Nichts. Dieses Nichts präsentiert sich als Momentaufnahme, als eingefrorenes Standbild, das zur Hälfte dem Jahr 2021 und zur anderen Hälfte dem Jahr 2059 entstammt. Roman? Schreiber selbst hat sein Buch in Interviews als Satire beschrieben und einige seiner Rezensenten haben es als solche auch gewürdigt. Aber wenn es sich um eine Satire handeln sollte, warum schreibt er so humorlos und verbissen?

Politisch läuft Schreibers Buch auf dasselbe hinaus wie Houellbecqs Roman. Bei Houellebecq handelt es sich aber um einen glänzenden Stylisten. Er hat eine Menge Phantasie und besitzt erhebliches satirisches Potential. Bei Schreiber hingegen fing ich schon nach wenigen Seiten an zu gähnen. Muss ich mich da bis zum Ende durchquälen? Meine Empfehlung: Lassen Sie es. Wenn Sie sich für diesen Inhalt interessieren, lesen sie lieber Houellebecq: Dort wird man gut unterhalten und kann selbst bei inhaltlicher Differenz aus dem eigenen Ärger noch eine Menge lernen.

Schreiber kommt der Verdienst zu, als erster Autor überhaupt das „House of One“ schon kurz nach der Grundsteinlegung zum Tatort gemacht zu haben. Sollte das Gebäude einmal fertig werden (noch gibt es keine Bauverzögerungen, aber in Berlin kann man nie wissen), werden die Politiker:innen gewiss eine Einladung zur Einweihung erhalten und sich dann vielleicht an das fiktive Blei erinnern, das hier schon verschossen wurde. Passt auf, liebe Leute, interreligiöser Dialog ist gefährlich und dubios. Bleibt lieber weg, lasst es sein, das sagt auch ein Tagesschausprecher, ihr wisst schon, der Herr mit der angenehmen Stimme und der korrekt sitzenden Krawatte. Der muss es wissen. Der kennt sich sogar mit evangelischen Heiligenfiguren aus.

Und die Moral von der Geschicht‘? Sorgt Euch um die Politik. Politikerinnen mit Kopftuch sind gefährlich, genauer gesagt, sie wären gefährlich, wenn es sie gäbe. Noch gefährlicher sind Politikerinnen ohne Kopftuch, besonders wenn sie fremdländische Namen tragen. Die gibt es. Am Allergefährlichsten sind Politikerinnen ohne Kopftuch mit fremdländischen Namen, die als konservativ-muslimische-links-alternative Ökofeministinnen mal muslimisch beten und mal Yogaübungen machen. Bei derartigen Damen weiß man nie, woran man ist, aber wie wir alle wissen, hat Kleopatra so manchen westlichen Herrscher umgarnt und ihn zu Fall gebracht. Darum gebt Obacht, liebe weiße Heteromänner, hütet Euch vor all diesen unwichtigen Minderheiten, vor Muslimen, Dunkelhäutigen, Frauen, Homos, Behinderten, Transen usw. Die wollen Euch Eure Vorstandsposten wegnehmen – diejenigen, die ihr habt, diejenigen, die ihr noch haben wollt und diejenigen, die ihr nie gehabt habt, aber möglicherweise hättet gehabt haben können. Das Weib ist schuld. Oder der Muselman. Oder die Kombi aus beidem.

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