Eine Predigt am vierten Sonntag nach dem Dreikönigstag

28. Januar 2024: EKiR Unterbarmer Hauptkirche

Pfarrer Dr. John Wesley Kabango, Vereinte Evangelische Mission (VEM), Wuppertal Leiter der Afrika/Deutschland Abteilung

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen!

Liebe Geschwister, 
In den letzten drei Wochen nach Beginn des Jahres 2024 wurden Christen in unserer täglichen Bibel-Losung daran erinnert, aufzustehen, zu strahlen, uns dem Herrn anzuvertrauen, das Richtige zu tun und auf Gott zu vertrauen, da er eine Zuflucht für uns ist.

Heute ist der vierte Dreikönigssonntag, der unmittelbar auf die Weihnachtsfeierlichkeiten folgt: Eine Zeit der Freude und des Glaubens für Christen weltweit. Wir feiern immer noch, dass Gott sich als Jesuskind manifestiert und sich der Welt offenbart. 

Letzten Sonntag in Dar es Salaam, Tansania nahmen VEM-Kirchenleiter in Afrika und der neu gewählte VEM-Generalsekretär, Pfarrer Dr Andar Parlindungan an der Amtseinführung von Bischof Dr Alex Gehaz Malasusa des Leitenden Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania teil, der größten protestantischen Kirche des Landes, ca. 9.5 Millionen Mitglieder. 

An der Veranstaltung nahm die tansanische Präsidentin Frau Samia Suluhu Hassan teil, die Muslimin ist. In ihrer Rede zitierte sie mehrere Bibelverse. Einer davon ist, als Jesus versprach, immer mit denen zusammen zu sein, die sich zu zweit oder zu dritt treffen, wie es in Matthäus 18:20 geschrieben steht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“   

Die Präsidentin rief nachdrücklich zu Frieden in der Welt und zu einem friedlichen Zusammenleben der Menschen auf. Sie verurteilte die zunehmende häusliche Gewalt in vielen Familien und rief die Eltern dazu auf, ihre Rolle in der heutigen Erziehung ernst zu nehmen, wo die heutigen Medien eine der einflussreichsten Kräfte in der Welt sind, besonders im Leben moderner Kinder und Jugendlicher. 

Liebe Gemeinde, 

Es ist in der Tat sehr traurig zu hören oder zu erleben, dass es an verschiedenen Orten der Welt unnötigen Hass zwischen Menschen, blutige Konflikte, Kriege und Naturkatastrophen gibt, denen unschuldige Menschen zum Opfer fallen. Seit einigen Jahren werden viele Menschen brutal getötet und Eigentum zerstört: in der Demokratischen Republik Kongo, im Süd-Sudan, seit 2022 in der Ukraine und kürzlich beim Terroranschlag der Hamas auf Israel und bei der militärischen Reaktion Israels im Gazastreifen. 

Viele Leiden weltweit haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Stabilität und Wirtschaft jedes Landes, direkt oder indirekt. Davon sind ja nicht nur einige wenige Familien betroffen, sondern wirklich viele.

In einer Welt, die oft von Konflikten und Zwietracht geprägt ist, ist es für uns als Nachfolger Christi unerlässlich, uns von seinen Lehren leiten zu lassen: Wie können wir als Christen mit den wachsenden Konflikten umgehen, mit den Kriegen und der Gewalt? 

Den Bibeltext aus Matthäus 8:23-27, der mein heutiges Thema ist, haben wir sicherlich schon oft gehört. Hier sagt uns dieser Text, wie Jesus den Sturm beruhigte.“: „Wir sollen immer Jesus rufen, um die Stürme im Leben der

Menschen zu beruhigen und zu stoppen.“ Stürme sind die Realität in unserer Gesellschaft, in der ein Christ leider versucht sein kann, die Hoffnung und die Kraft Gottes zu verlieren. 

Es ist nur unsere Erinnerung daran, dass Gott und sein Sohn Jesus Christus in unserem Leben sind. Gott kämpft für sein Volk und Jesus wird die Stürme beruhigen, die für diejenigen, die an ihn glauben, unweigerlich in jedem Leben entstehen. 

Wir werden vielleicht nicht von einer Armee verfolgt. Aber wir fühlen uns vielleicht dennoch in einer unangenehmen Situation. Wir leiden an Krankheiten, am Verlust geliebter Menschen, an einem Mangel an

Grundbedürfnissen, oder an einer familiär, sozial und wirtschaftlich schlechten Situation. Dann mangelt es uns an Freiheit und wir uns fühlen: wir kommen da nicht raus. Die Gesellschaft steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die das Wohlergehen von Einzelpersonen und Gemeinschaften weltweit zu beeinträchtigen drohen. 

Liebe Geschwister, 

Anstatt der Verzweiflung nachzugeben, sollten wir die Haltung von Mose übernehmen: „Standhaft bleiben und die Befreiung suchen, die Gott, unser Schöpfer, bringt!“ Gott kämpft für sein Volk, während wir im Glauben, im Gehorsam gegenüber seinem Wort und in gegenseitiger Liebe wandeln. Wir müssen dafür beten, dass das Böse aufhört und dass den Unschuldigen Gerechtigkeit widerfährt. Wir sollten uns zutiefst um die Opfer von Grausamkeit, Unterdrückung und Bösem kümmern. 

Es gibt oft einen stürmischen Bereich unserer menschlichen Natur, in dem wir das Gefühl haben, dass Gott nicht wirken kann oder will.

Meine Frau und ich erlebten diesen schrecklichen Moment beim Völkermord 1994 gegen Tutsi in Ruanda, bei dem wir unsere direkten Schwestern, Brüder und Nachbarn verloren haben. 

Es gibt Zeiten, in denen Katastrophen tatsächlich eine Bedrohung für unser Leben darstellen. 

Es gibt Zeiten, in denen das Böse sehr verlockend ist. Und es gibt Zeiten, in denen die Regierung das Schwert ungerecht schwingt. Aber egal in welcher Situation, die Gnade Gottes ist immer bei uns und wir können immer wissen, dass Gott souverän ist. Wir haben gelernt, dass wir, wenn wir wirklich verstehen, wer Gott ist und ihn anrufen, erkennen werden, dass er sowohl die Stürme der Natur als auch die Stürme der unruhigen Herzen beherrscht. Die Kraft Jesu, die diesen Sturm beruhigte, kann uns auch helfen, mit den täglichen Problemen umzugehen, mit denen wir konfrontiert sind. Jesus ist bereit zu helfen, wenn wir ihn nur darum bitten. Wir sollten seine Macht auch in schrecklichen Prüfungen niemals außer Acht lassen. 

Liebe Schwestern und Brüder,  
der heutige Bibeltext erinnert uns an eine andere Art und Weise, wie wir der Welt die Gnade Gottes offenbaren. Unser Gott ist ein Gott der Autorität und Macht. Er hat uns alle nach seinem Bild erschaffen. Weil wir auf ihn vertrauen, sind wir aufgerufen, sowohl seine Macht als auch unser Vertrauen in ihn zu demonstrieren, während wir bis zum Ende unseres Lebens in seinem Frieden miteinander leben. 

Abschließend: das heutige Thema ist die Manifestation der Macht und Autorität Christi. Christus hat Macht über die Natur, über Geister und sogar über menschliche Autoritäten und Institutionen. Für uns bedeutet das in der Praxis, dass wir der Welt Christus offenbaren, indem wir im Vertrauen und nicht in der Angst leben – indem wir den Beweis dafür erbringen, dass Jesus bei uns ist und darauf vertrauen, dass die Probleme der Welt unter seiner Kontrolle stehen. 

Christus hat Macht über das Böse! Zeigen wir unser Vertrauen in den wahren Souverän, der über alles herrscht, und zeigen wir auf praktische Weise unseren Glauben, dass er sich in all unseren Angelegenheiten um uns kümmern wird.

Und so beten wir: Herr Gott, du weißt, dass wir uns inmitten solcher Gefahren befinden und dass wir wegen der Zerbrechlichkeit unserer Natur nicht immer aufrecht bleiben können: Gib uns Kraft und Schutz, sei in allen Gefahren bei uns und trage uns in allen Versuchungen, durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, behüte eure Herzen und Gedanken in Christus Jesus. Amen!!! 

Fürbittengebet:
Himmlischer Vater, wir beten für unsere unruhige Welt, für alle Menschen, die in ihrem Leben alle möglichen Schwierigkeiten erleben, die Konflikte oder Nöte erleben. 

Über hundert Millionen Menschen sind unfreiwillige Migrant:innen. Klimawandel, fehlende Perspektiven und gewaltsame Konflikte machen es für viele unmöglich, an ihrem Ort zu bleiben. Viele sind in großer Gefahr, sie sind mit untauglichen Verkehrsmitteln unterwegs, sind schutzlos Kriminellen ausgeliefert, haben Angst, entdeckt zu werden und kommen oft schließlich an Orten an, wo sie nicht willkommen sind und wo es für sie keine ausreichenden Lebensmöglichkeiten gibt. Die internationale Organisation für die Migration ruft dazu auf, Menschen auf der Flucht besser zu schützen, gute Lösungen bei Vertreibung zu finden, die Chancen der Migration stärker zu nutzen und Wege zur geregelten Migration auszubauen. Treuer Gott, wie mit Mose und dem Volk Israel in der Wüste, so sei du mit allen Menschen, die ihre angestammte Heimat verlassen. Sei um sie, dass sie vor Gefahren behütet sind, schenke Ihnen Kraft und Mut, ihre Wege durchzustehen und lass sie gütige und freundliche Menschen finden, die ihnen am neuen Ort zur Seite stehen. Mit ihnen lass gelingen, dass sie sich eine neue Existenz aufbauen.

Amen.

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