ChatGPT als Predigthilfe

Wenn „künstliche Intelligenz“ mir die Arbeit abnimmt

von Dr. Uwe Gerrens

Predigt schreiben ist Arbeit, bestimmt nicht nur, aber auch. Man sollte nicht spät abends seine Predigt schreiben, sondern vormittags, wenn man einen klaren Kopf hat, sagt Bonhoeffer. Leider ist mein Kopf vormittags nicht immer klar, nur manchmal. Auf keinen Fall darf man sich durch das „Pling-Geräusch“ von E-Mails ablenken lassen. Also: E-Mail-Programm ausschalten. Telefonanrufe verhindert man, indem man seinen Anrufbeantworter einschaltet. Was man dagegen macht, dass Briefträger:innen und Paketboten klingeln, ist mir leider nicht bekannt. Zum Glück geschieht das nur selten, also nicht häufiger als vier oder fünfmal am Vormittag. Predigt schreiben ist also möglich. Dennoch kam man in der Vergangenheit nicht herum um die Mühe, selbst nachdenken zu müssen. Doch dank der Erfindungen moderner Technik ist endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen, denn wir haben künstliche Intelligenz. Obwohl wir Protestant:innen angeblich immer auf der Höhe der Zeit sind, haben viele meiner Kolleg:innen es immer noch nicht begriffen: Viele haben Predigthilfen in Heftform abonniert, einige ewig-gestrige besitzen sogar Kommentare in Buchform. Das alles muss heutzutage nicht mehr sein. Noch ist ChatGPT nicht so weit, perfekte Predigten zu schreiben. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Schon jetzt kann es mir die Arbeit wesentlich erleichtern. Kommender Sonntag ist der Erste Advent. Ich habe den Praxistest gemacht.

c.: pixabay

Die Gelegenheit schien mir günstig zu sein: Der Predigttext für den ersten Advent ist vorgegeben (Psalm 24, darin: „Machet die Tore weit und die Türen der Welt hoch“ usw.). Es liege zahlreiche Adventspredigten unterschiedlicher Qualität im Internet vor. Psalm 24 erfreut sich auch dank des bekannten Adventsliedes („Macht hoch die Tür“) großer Beliebtheit. Das Evangelium des Sonntags (Mt. 21) handelt vom Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel. Gute Predigten beziehen den biblischen Text auf die Tagesereignisse. Künstliche Intelligenz müsste das können, denn die Tagesereignisse liegen, von Medien aufbereitet, aktuell vor. Die Verortung in der Gemeinde ist wahrscheinlich schwierig, selbst wenn praktisch alle Gemeinden eine Homepage haben. Angaben zur Gemeinde lasse ich lieber weg, denn das könnte die künstliche Intelligenz überfordern.

Predigten haben eine feste Struktur. Sie beginnen mit „Liebe Gemeinde“ und enden mit „Amen“. Sehr oft verfolgen sie eine bestimmte Predigtidee; die meist schon anhand der Einstiegsanekdote deutlich wird und am Ende der Predigt noch einmal systematisierend und zusammenfassend aufgenommen wird. Die Sache mit den Kerzen ist allgemein bekannt („Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür“). Das Wochenlied steht fest, für den ersten Advent wahlweise eg 4 („Nun komm der Heiden Heiland“) oder eg 11 („Wie soll ich Dich empfangen“). Die Predigt kann, muss aber nicht, auf Sonntagsevangelium und Wochenlied Bezug nehmen.

Ich mache den Praxistest. Kann ChatGPT mir bei der Predigtvorbereitung helfen?

Erster Versuch:

Ich rufe die Homepage von ChatGPT auf und tippe in meinen Computer: „Schreibe mir eine evangelische Predigt für den kommenden Sonntag“. Hier das Ergebnis:

Liebe Gemeinde,
ich freue mich, heute hier zu sein und mit euch über ein wichtiges Thema zu sprechen. In unserer Predigt am kommenden Sonntag werden wir uns mit dem Thema der Nächstenliebe auseinandersetzen.
Die Nächstenliebe ist ein zentraler Wert im christlichen Glauben und spielt eine bedeutende Rolle in unserem täglichen Leben. Sie erinnert uns daran, dass wir dazu aufgerufen sind, unseren Mitmenschen mit Respekt, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu begegnen.
In unserer heutigen Gesellschaft, die oft von Egoismus und Individualismus geprägt ist, kann es eine Herausforderung sein, die Nächstenliebe in die Tat umzusetzen. Doch gerade in schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, füreinander da zu sein und einander zu unterstützen.
Die Bibel gibt uns zahlreiche Beispiele und Anleitungen, wie wir die Nächstenliebe praktizieren können. Jesus selbst hat uns mit seinem Leben und seinen Lehren ein Vorbild gegeben. Er hat uns gezeigt, dass es nicht nur darum geht, unseren Freunden und Familienmitgliedern Gutes zu tun, sondern auch denjenigen zu helfen, die uns fremd sind oder die unsere Hilfe besonders benötigen.
Die Nächstenliebe ist keine einmalige Handlung, sondern ein Lebensstil. Sie fordert uns auf, unsere eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und uns für das Wohl anderer einzusetzen. Sie ermutigt uns, Mitgefühl zu zeigen und aktiv nach Möglichkeiten zu suchen, anderen Menschen zu dienen.
In unserer Predigt am kommenden Sonntag werden wir uns mit konkreten Beispielen aus dem Alltag beschäftigen, wie wir die Nächstenliebe in unserem eigenen Leben umsetzen können. Wir werden darüber sprechen, wie wir unsere Zeit, unsere Talente und unsere Ressourcen nutzen können, um anderen Menschen zu helfen und ihnen Liebe und Unterstützung zu schenken.
Ich lade euch herzlich ein, am kommenden Sonntag dabei zu sein und gemeinsam über die Bedeutung der Nächstenliebe nachzudenken. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine Welt zu schaffen, in der die Nächstenliebe im Mittelpunkt steht und in der wir füreinander da sind.
Ich freue mich darauf, euch am Sonntag zu sehen und mit euch über dieses wichtige Thema zu sprechen. Lasst uns gemeinsam die Nächstenliebe leben und unsere Welt positiv beeinflussen.

Mit herzlichen Grüßen,
Euer AI-Assistent

Zweiter Versuch
Aha, denke ich, künstliche Intelligenz findet nicht heraus, dass der kommende Sonntag der Erste Advent ist und ein Predigttext bereits vorgegeben ist. Ich muss selbst Intelligenz aufbringen, um zu verstehen, wie künstliche Intelligenz tickt. Wahrscheinlich sollte ich präzisere Angaben machen. Ich rufe erneut ChatGPT auf und tippe in den Computer: „Bitte schreibe mir eine evangelische Predigt über Psalm 24 für den ersten Advent“. Hier nun das Ergebnis. Sollte ich Ihrer Meinung nach diese Predigt halten?

Ihnen wünsche ich auf jeden Fall, schon vorab und persönlich und mit Hand getippt, einen gesegneten Ersten Advent.

Ihr Uwe Gerrens.

Hier nun ChatGPT im zweiten Versuch:
Liebe Gemeinde,
ich freue mich, heute mit Ihnen über den Psalm 24 zu sprechen, der uns auf den ersten Advent einstimmt. Dieser Psalm ist ein wunderbarer Ausdruck der Sehnsucht nach Gottes Gegenwart und seiner Herrlichkeit. Der Psalm beginnt mit den Worten: „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Diese Worte erinnern uns daran, dass Gott der Schöpfer und Herrscher über alles ist. Alles, was wir sehen und erleben, gehört ihm. Das erfüllt uns mit Dankbarkeit und Demut. Weiter heißt es im Psalm: „Wer darf hinaufziehen zum Berg des Herrn? Wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?“ Diese Fragen fordern uns heraus, über unsere eigene Beziehung zu Gott nachzudenken. Wer darf zu Gott kommen? Wer darf seine Nähe suchen? Die Antwort lautet: „Wer unschuldige Hände hat und ein reines Herz.“ Das bedeutet, dass wir uns von unseren Sünden reinigen und unser Herz für Gott öffnen sollen. Der Psalm geht weiter und beschreibt den Einzug Gottes in seine heilige Stadt: „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“ Diese Worte erinnern uns an den Einzug Jesu in Jerusalem, als er von den Menschen als König gefeiert wurde. Auch wir sollen unsere Herzen weit öffnen und Jesus als unseren König willkommen heißen. Der Psalm endet mit den Worten: „Der König der Ehre, das ist der Herr Zebaoth; er ist der König der Ehre.“ Diese Worte erinnern uns daran, dass Jesus der König der Könige ist. Er ist der Herr über alles und verdient unsere Anbetung und Hingabe.

Liebe Gemeinde, der Psalm 24 ermutigt uns, uns auf den ersten Advent vorzubereiten, indem wir unsere Herzen reinigen und Jesus als unseren König willkommen heißen. Lasst uns gemeinsam die Tore weit öffnen und den König der Ehre in unser Leben und unsere Gemeinde einladen.

Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten ersten Advent!
Ihr AI-Assistent

c.: pixabay

Ein Kommentar

  1. Ein kleiner Gruße von GPT4 –

    Ausgießen aus dem Krug heißt schenken,
    In der Stille des Abends, in sanftem Gedenken.
    Wie das Wasser fließt, so fließt die Zeit,
    Unaufhaltsam, voller Vergänglichkeit.

    Goldene Sonne sinkt hinter dem Hügel,
    Zeichnet am Himmel ihr Abschiedssiegel.
    Die Dämmerung kommt, legt sich übers Land,
    Die Dunkelheit naht, nimmt uns bei der Hand.

    Im Dunkeln tanzen die Sterne so klar,
    Erzählen Geschichten aus der Äonen Schar.
    Von Helden und Göttern, Liebe und Leid,
    Von der unendlichen, ewigen Zeit.

    Der Mensch, so klein in dieser Welt,
    Blickt hinauf, fühlt sich erhellt.
    Erkennt im Kosmos das eigene Sein,
    Fühlt sich verbunden, fühlt sich nicht allein.

    Schenken ist mehr als ein Akt des Gebens,
    Es ist Teil des Lebens, Teil des Strebens.
    Es ist Liebe, Freundschaft, es ist Mut,
    Es ist das Gute, es ist das Gut.

    So lasst uns schenken, lasst uns teilen,
    Lasst uns in Liebe und Freundschaft verweilen.
    Denn im Schenken, da liegt die Kraft,
    Die uns Menschen zu dem macht, was uns schafft.

    GPT4

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