Kambale Kahongya Bwiruka aus Goma/ Demokratische Republik Kongo: „Selig sind die Friedenstifter“

(Predigt, gehalten am 2.9.2023 in der Unterbarmer Hauptkirche)

Der Friede unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.

„Selig sind die, die Frieden bringen, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“

Liebe Gemeinde,

mit diesem Worter Jesu aus Matthäus 5,9, feiern wir diesen Gottesdienst heute.

Das Geschenk des Friedens ist einer der kostbaren göttlichen Segnungen, die uns von oben kommen. Immer wenn das Göttliche in unser tägliches irdisches Leben eindringt, ist Frieden das erste Zeichen. Friede kann auf viele Arten zum Ausdruck gebracht werden. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament finden wir oft den Ausdruck: „Fürchte dich nicht oder mach dir keine Sorgen“... Dieses Versprechen spiegelt den „Schalom“ wider, der eigentlich der hebräische Gruß ist, und der über das ganze soziale, wirtschaftliche, politische und psychologische Wohlergehen hinaus alles bedeutet, was Gottes Schöpfung braucht, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.

Rev. Prof. Dr. Kambale Kahongya Bwiruka (in der Mitte) am 3.9.2023 vor der Unterbarmer Hauptkirche (Bildrechte: VEM).

Frieden ist diese Botschaft, die uns von Gottes Boten auf Erden übermittelt wird. Ob Engel oder Jesus selbst für seine Jünger, der erste Kontakt ist immer beruhigend: „Friede sei mit euch“. Maria zum Beispiel gibt der Engel Gabriel dreifache Zusicherung. Der Engel hat ihr gesagt: „Schalom!“, „Der Herr ist mit dir“, „Fürchte dich nicht …“ (Lukas 1,26-31). Gott gewährt Maria diese dreifache Friedensgarantie, denn was mit ihr geschehen wird, und die Botschaft, die sie der Welt überbringen wird, ist sehr schwer. Moralisch, wissenschaftlich, religiös und theologisch gilt das Ereignis als Skandal. Wer hätte damals tatsächlich glauben können, dass ein jungfräuliches Mädchen ohne jegliche Form der konventionellen Befruchtung schwanger werden könnte? Und wer könnte aus religiöser Sicht akzeptieren, dass eine solche Schwangerschaft außerhalb der Ehe den „Gesalbten Gottes“ hervorbringen könnte? Für dieses Geheimnis muss Maria Frieden mit sich selbst, mit Josef, ihrem zukünftigen Ehemann, mit ihrer Familie, mit ihrer Religionsgemeinschaft und mit Gott haben.

Nach der Auferstehung erscheint Jesus den Jüngern im Verborgenen aus Angst vor den Juden. Er sagte zu ihnen: „Friede sei mit euch! (Johannes 20:19-29). Er war sich bewußt, dass für sie ein neuer und schwieriger Lebensabschnitt beginnt. Sie müssen das Geheimnis Gottes bezeugen. Das heißt, verkünden in Jerusalem, in Judäa, in Samaria und bis an die Enden der Welt, dass der Dorfzimmermann von Nazareth, der in Jerusalem tragisch gekreuzigt wurde, eigentlich, der Messias Gottes ist. Sicherlich, in diesem Zusammenhang, könnte niemand ihr zuhören.

Warum platzierte Jesus den Friedensstifter unter den Seligen? In Wirklichkeit ist es einfacher, andere um Frieden zu bitten, wenn man selbst nicht direkt in den Konflikt verwickelt ist. Wir sehen es heute in verschiedenen Krisen der Welt.

Ich komme aus der Stadt Goma, Hauptstadt der Nord-Provinz in der Demokratischen Republik Kongo.

Seit 29 Jahren erleben wir einen vergessenen Krieg, in denen mehr als zwölf Millionen Menschen ihr Leben verloren haben. Die Region grenzt an Burundi, Ruanda und Uganda.

Alles hat 1994 im ruandischen Krieg angefangen. Die französische Armee hatte Millionen ruandischer Flüchtlinge ins Land gebracht, dann sind sie nach Frankreich zurück gegangen und hinterließen das Land Kongo im Chaos.

1996 marschierte die ruandische Armee von Paul Kagame in Begleitung von Burundi und Uganda in die Kivu-Region und dann in das ganze Land ein. Einige ruandische Flüchtlingen kehrten nach Ruanda zurück, andere blieben jedoch im Kongo, bis heute. Dieser ruandische Krieg hat einen neuen Mann, Laurent Desire Kabila, zum Präsidenten des Kongo gemacht. Nur zwei Jahre später war Kabila nicht mehr mit der ruandischen Koalition zufrieden.

1998 forderte Laurent Désiré Kabila die ruandische Armee auf, das Land zu verlassen. Diese Armee kehrte nicht in Ruanda zurück, viel mehr ließ sie sich in meiner Stadt Goma nieder und gründet eine Rebellionsbewegung. Ein neuer Krieg hat angefangen. Der größte Teil der Soldaten und Offiziere stammt aus ruandischen Tutsi-Völkern.

Nach mehreren Jahren politischer Verhandlungen wandelte sich diese Bewegung und wurde zu dem, was wir heute M23 nennen. Zurzeit besetzen diese Rebellen drei Gebiete mit einer Fläche, die größer als Ruanda ist. Nur 30 Km nordlich der Stadt Goma haben wir keinen Zugang zu den nördlichen Städten der Region.

Nach diesen negativen militärischen und politischen Interventionen betrachten die Menschen meiner Region die ruandische Regierung als Feind. Ihnen wird vorgeworfen, Ressourcen zu plündern, gezielte Morde zu organisieren, alle Sicherheitsdienste des Landes zu infiltrieren, aber auch sie werden verdächtigt, einen Teil des Landes, die Demokratische Republik Kongo, balkanisieren zu wollen.

Angesichts dieser Spannungen versucht die Kirche mit Hilfe der VEM [Vereinigte Evangelische Mission, Wuppertal], gute Beziehungen zum ruandischen Volk und den ruandischen Kirchen aufrechtzuerhalten. Dies wird möglich durch Partnerschaften, die dazu beiträgt, Vertrauen zwishen Menschen beides Landes aufzubauen. Dies ermöglicht auch grenzüberschreitende Ehen zu schließen. Mein Sohn, der am Anfang des Krieges geboren ist, hat im letzten September eine junge Frau aus einem ruandischen Stamm geheiratet. Seine Entscheidung war eine große Herausforderung für mich… aber ich habe gedacht, dass es der Wille Gottes ist, dass ich freundlich über Frieden reden kann. Sehr bald werde ich Großvater sein.

Ich weiß, dass es nicht einfach ist, jemandem zu vertrauen, dessen Land Ihre Interessen bedroht. Selber habe ich Familienmitglieder verloren, Herde Kühe, Schafe und Ziegen verloren… und ich bin nicht der Einzige…

Aber Jesus erinnert uns daran, dass wir nur um diesen Preis „Kinder Gottes“ genannt werden.

Denken Sie darüber nach, wie Sie mit verschiedenen Feinden Frieden schließen können… Es ist nicht einfach… aber fassen Sie den Mut dazu, denn „Sie sind Kinder Gottes“.

Und der Friede Gottes, der alles Verständnis übersteigt, beschützt Ihre Seelen und Ihren Geist. Amen.

Rev. Prof. Dr. Kambale Kahongya Bwiruka

UEM-Advocacy Officer

Afrika Region

Dar-Es-Salaam / Tanzania

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert